1 Okavango
Der Flug von Maun ins Okavangodelta ist ganz schön holprig. Die Luftströmungen schütteln die Maschine. Der Pilot füllt in aller Ruhe irgendwelche Listen aus, bevor er das trudelnde Flugzeug wieder gerade richtet. Anscheinend ist das normal. Der Pilot jedenfalls ist tiefenentspannt, während Bert darum kämpft, daß ihm das Frühstück nicht wieder hoch kommt. Ich konzentriere mich auf die Sicht aus dem Fenster - das beste Mittel gegen leise aufkeimende Flugangst.
Wir werden herzlich willkommen geheißen im Camp Okavango.
Fahrt mit dem Mokoro
Gerade erst aus der Cessna gestiegen nach mehr als 24-stündiger Anreise - und gleich werden wir zu einer Kanufahrt aufgefordert.
Der usprüngliche Mokoro ist der traditionelle Einbaum, der durch das seichte Wasser gestakt wird. Hier haben wir zwar moderne Glasfaserkanus, aber das ruhige Gleiten durch die mit Papyrus und hohen Gräsern bewachsene überschwemmte Ebene beschert uns eine unwirkliche märchenhafte Atmosphäre. Jetzt können wir erst mal "ankommen".
Wir geniessen den ersten afrikanischen Sonnenuntergang bei einem Drink, dem sogenannten "Sundowner", dann schauen wir in Ruhe unser Camp an.
Camp Okavango
Das Camp Okavango ist einfach großartig! Erhöhte Stege führen durch das Anwesen, verbinden den Eingang mit dem Restaurant, den großzügigen zeltartigen Behausungen der Gäste und der "Boma", einem gemütlichen Platz, wo man sich abends rund ums Lagerfeuer zusammen findet.
Die Küche ist hervorragend.
Am ersten Abend werden wir von einem sympathischen Dinner-Ritual überrascht, das uns auf dieser Reise durch alle Camps begleiten wird: das Abendessen wird von der Belegschaft mit Gesang eingeleitet.
Die Botsuaner singen offensichtlich gerne und gut. Von Ashley, dem Barkeeper in Camp Moremi, erfahren wir später, daß die traditionellen Tänze und Gesänge in Botswana in der Grundschule gelehrt werden.
Musik ist ein großer Teil der botsuanischen Kultur und umfasst populäre und volkstümliche Formen. Kirchenchöre in Botswana sind landesweit verbreitet.
Tswana-Musik besteht hauptsächlich aus Gesang. In Abwesenheit von Trommeln wird in der Musik ein Klatschrhythmus mit einem typischen Call-and-Response verwendet.
Nach der musikalischen Einleitung werden alle vorgestellt, die an der Arbeit beteiligt waren/sind: Köchin, Bäckerin, Kellner, Weinausschenker.
Im Anschluß zählt die Köchin die einzelnen Speisen auf, was nach jedem Gericht von der Gesamtheit der Gäste mit einem begeisterten "Hmmmm" aufgenommen wird.
Was uns am ersten Abend noch seltsam vorkommt, ist am Ende ein lieb gewonnenes Ritual, und den Köchen wird damit die Ehre erwiesen. Ein schöner Brauch.
Nachtgeräusche in Camp
Game Walk
Früh am Morgen werden wir geweckt, der erste Ausflug startet schon um 7 Uhr, denn ab dem späten Vormittag wird es sehr heiß. Die Temperaturen steigen über die 30 Grad.
Um halb 7 beim Frühstück sind wir allerdings froh um unsere warmen Fleecejacken und Mützen...
Guide Khumo fährt unsere kleine Gruppe mit dem Boot zu einer der vielen kleinen Inseln im Okavangodelta. Dort dürfen wir die Umgebung zu Fuß durchstreifen. Da nicht alle Tiere harmlos sind, führt Khumo ein Gewehr mit sich. Wir laufen dicht hintereinander im Gänsemarsch. So nehmen uns die Tiere nicht als einzelne Individuen wahr, sondern eher als einen einzigen großen Organismus. Ein zweiter Guide begleitet uns und sichert nach hinten ab. Es ist sehr wohl ein besonderes Gefühl, der Tierwelt - zum Beispiel einem Elefanten - zu Fuß gegenüber zu stehen, nicht in einem schnellen Jeep oder Boot...
Bei unserer Wanderung auf der kleinen Insel sehen wir neben den allgegenwärtigen Impalas vor allem Lechwe-Antilopen. Diese Antilope aus der Gattung der Wasserböcke ist an ein Leben in überschwemmten Gebieten angepaßt und kommt nur dort vor, wo es viel Wasser gibt.
Die dreistündige Wanderung ist eher gemächlich. Khumo nimmt sich Zeit, uns auch auf kleinere Details aufmerksam zu machen. Er kann sehr gut erklären. Wir haben keine spektakulären Tierbegegnungen - nur ein Elefant in sicherer Entfernung - aber der Game Walk vermittelt uns ein Gefühl für die Besonderheiten dieser Landschaft. Ein toller Einstieg in Botswanas Tierwelt - ein großes Lob an Guide Khumo!
Bootsfahrten im Okavangodelta
Der übliche Ausflug im Delta findet zu Wasser statt. Neben den Mokoros, die auf Grund der Trockenzeit und sinkendem Wasserpegel bald nicht mehr einsetzbar sind, fahren die Guides vor allem mit größeren Booten durch die tieferen Kanäle. Eine bunte Vogelwelt entfaltet sich vor unseren Augen. Eisvögel und Bienenfresser sitzen wie funkelnde Edelsteine an den Ufern.
Wir werden Zeugen eines Kampfes zwischen zwei Flußpferden. Diese Tiere sind äußerst territorial. Wenn ein Bulle in das Gebiet eines anderen eindringt, dann fliegen die Fetzen.
Khumo hält unser Boot in respektvollem Abstand, den Bug immer von den Hippos weg gerichtet. Tatsächlich hält uns der stärkere Bulle im Eifer des Gefechts ebenfalls für eine Bedrohung und kommt in erstaunlicher Geschwindigkeit auf das Boot zu. Khumo startet dem Motor und gibt Gas...
Auch einige Elefanten zeigen sich, sie stapfen durch den saftigen Papyrus oder nehmen ein erfrischendes Bad.